Stress im Cockpit für Piloten

Stress im Cockpit ist allgegenwärtig: Jedoch kommt der Begriff Stress ursprünglich aus der Materialverarbeitung und beschreibt eine Verzerrung und Dehnung von Materialien und ist damit Teil der Festigkeitslehre.

Erstmals hat den medizinischen Begriff Stress der ungarisch-kanadische Mediziner Hans Selye 1950 geprägt. Dieser hat Stress als eine Art Zustand geistiger, seelischer und körperlicher Beschaffenheit beschrieben, der nur unter Anwendung aller körperlichen Kraft zu bewältigen ist.

Aufgrund der dualen Arbeit im Cockpit stehen Piloten sehr oft unter hoher Belastung. In der Folge kann dies zu Stress führen, unter dem der Pilot nicht mehr in der Lage ist, seine an ihn gestellte Aufgabe adäquat zu erfüllen. Um dies zu vermeiden, sind eine vollständige Kenntnis der Stressquelle und eine mögliche Abwehr dieser erforderlich.

Da die Arbeit im Cockpit sehr standardisiert ist und meist über Checklisten korrigiert wird, sind Abweichungen von der Norm immer mit unterschiedlichen Stressreaktionen bei den Piloten verbunden[1]

Im Cockpit sollte eine ruhige und angenehme Atmosphäre herrschen. Derjenige, der die rechtliche Verantwortung trägt, ist in diesem Falle stets der Kapitän. Er sollte zuhören und sich eine fundierte Meinung verschaffen. Diese gilt es dann transparent zu machen. Er sollte sich klar und deutlich ausdrücken, um den anderen Piloten an Board klar zu äußern, was er will und warum.[2]

„There are many places to be loud, but the cockpit isn´t the right place” (Steward Gamble)

Phasen von Stress im Cockpit

Da Stress nicht linear abläuft, kann man ihn in verschiedene Sektoren einordnen.

    1. Orientierungsphase: Hierbei wird der Reiz aufgenommen, verarbeitet und bewertet.
    2. Alarmierungsphase: In der Folge wird  bei negativem Reiz der Körper in Alarm versetzt.
    3. Anpassungsphase: Diese dient der Aufrechterhaltung der Aktivierung bei negativem Reiz.
    4. Erholungsphase: Letztendlich kann sich der Körper nach dem Ende der Reizeinwirkung erholen.

Aviation Business Stressmanagement im Cockpit

Wirkt während der Erholungsphase ein neuer Reiz ein, so versetzt sich der Körper in einen Dauerzustand der Alarmbereitschaft. Wenn dieser Zustand über einen längeren Zeitraum anhält, dann besteht sogar die Gefahr eines Burn-Out-Syndroms.[3] Somit ist Stress, so weit es möglich ist, zu bekämpfen. Jedoch ist der berufliche Alltag häufig so konstruiert, dass eine komplette Stressvermeidung unmöglich ist. In diesem Fall ist auf ausreichend Ausgleich Wert zu legen. Denn nur so kann der Arbeitnehmer sich erholen. Und nur dann bleibt er dauerhaft leistungsfähig.

Körperliche und mentale Belastungen

Stress im Cockpit ist eine der größten Herausforderungen für Piloten und kann in einigen Fällen zu schwerwiegenden Konsequenzen führen. Der Druck und die Belastung, die während eines Fluges auf die Piloten ausgeübt werden, können zu einer Vielzahl von körperlichen und mentalen Belastungen führen, die die Flugsicherheit beeinträchtigen können.

Der Stress im Cockpit kann verschiedene Ursachen haben, darunter Druck von Fluggesellschaften, Passagieren und dem Flugverkehrskontrollsystem. Auch persönliche Faktoren wie Schlafmangel, Konflikte mit anderen Crewmitgliedern oder privaten Belastungen können den Stress erhöhen.

Ein wesentlicher Faktor, der zum Stress im Cockpit beiträgt, ist der Zeitdruck. Piloten müssen sich strikt an Flugpläne halten und unter Zeitdruck arbeiten, um pünktlich am Zielort anzukommen. Verzögerungen können nicht nur finanzielle Konsequenzen für die Fluggesellschaften haben, sondern auch den Stresslevel der Piloten erhöhen.

Komplexität moderner Flüge als Stressfaktor

Ein weiterer Faktor, der zum Stress im Cockpit beiträgt, ist die Komplexität moderner Flugzeuge. Die ständige technologische Weiterentwicklung von Flugzeugen führt dazu, dass Piloten immer mehr Systeme überwachen und bedienen müssen. Dies erfordert eine hohe Konzentration und ständige Aufmerksamkeit, was zu einem hohen Stresslevel führen kann.

Die Folgen von Stress im Cockpit können schwerwiegend sein. Der Stress kann sich auf die körperliche und geistige Gesundheit der Piloten auswirken und zu Erschöpfung, Schlafmangel, Angstzuständen und Depressionen führen. Diese Symptome können sich wiederum negativ auf die Fähigkeit der Piloten auswirken, sich auf die Flugsicherheit zu konzentrieren und kritische Entscheidungen zu treffen.

Ein weiteres Problem, das durch Stress im Cockpit entstehen kann, ist die Kommunikation zwischen den Crewmitgliedern. Der Druck und die Belastung können dazu führen, dass es zu Missverständnissen und Konflikten zwischen den Mitgliedern kommt. Dies kann sich negativ auf die Zusammenarbeit und die Effizienz der Crew auswirken, was wiederum die Flugsicherheit beeinträchtigen kann.

Stress im Cockpit vermeiden

Um Stress im Cockpit zu vermeiden oder zu minimieren, gibt es verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können. Eine Möglichkeit ist die Schulung von Piloten auf den Umgang mit Stresssituationen und die Entwicklung von Techniken zur Stressbewältigung. Fluggesellschaften können auch Maßnahmen ergreifen, um den Zeitdruck zu reduzieren und die Arbeitsbedingungen der Piloten zu verbessern, wie beispielsweise die Umsetzung von regelmäßigen Pausen und die Reduzierung der Arbeitszeit.

Eine weitere Möglichkeit zur Vermeidung von Stress im Cockpit ist die Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Crew. Ein offener und klarer Austausch von Informationen kann dazu beitragen, dass Missverständnisse vermieden werden und ein effektiveres Arbeiten ermöglicht wird.

Quellen zum Stressmanagement

[1]Hinkelbein, Jochen und Dambier, Michael. 2007. Flugmedizin und Flugpsychologie für die Pilotenausbildung. Hördt : aeromedConsult Hinkelbein Dambier GbR, 2007, S. 168

[2] Selchow, Stephanie von. 2006. Traumjobs. München : Deutscher Taschenbuch Verein, 2006, S. 13,

[3],Hinkelbein, J. und Dambier, M. 2007. Flugmedizin und Flugpsychologie für die Pilotenausbildung. Hördt : aeromedConsult Hinkelbein Dambier GbR, 2007, S. 169.

Quelle: Sebastian Freund, Studierender im Studiengang Aviation Business an der htw saar.