Entwicklungen im Pauschaltourismus

Die Entwicklungen im Pauschaltourismus wirken sich zunächst einmal direkt auf den Luftverkehr aus. Darüber hinaus gibt es Konsequenzen für den Anbieter einer Pauschalreise und letztlich auch für den Reisenden selbst. Dazu können Sie sich hier die wichtigsten Bestimmungsfaktoren der Freizeitindustrie betrachten.

Konsequenzen für den Luftverkehr

Der von den Low-Cost-Carriern forcierte Direktvertrieb von Tickets findet mittlerweile bei allen Gesellschaften regen Anklang. Und so wird seit vielen Jahren der gesamte Prozess (e-Ticketing, online- und Automaten-Check-in usw.) immer weiter automatisiert. Dies ermöglicht Kosteneinsparungen, welche u.a. einen wettbewerbsfähigen Ticketpreis ermöglichen. Steigende Passagierzahlen und die damit verbundene bessere Auslastung sowie der hohe Wettbewerb haben u.a. auch ihren Beitrag zu günstigen Tickets geleistet. (vgl. o. V. (2012) Fact Sheet Ecenomic Benefits from Air Transport in Germany sowie Gang Li(2008), S. 11) Alles in allem gibt es umfangreiche neue Entwicklungen im Pauschaltourismus.

Kooperationen im Luftverkehr

Auch technische und operative Kooperationen und Allianzen von Fluggesellschaften sind zunehmend zu erkennen. (vgl. Maurer (2003) S. 58 ff.) So bedienen einige Fluggesellschaften zur besseren Auslastung miteinander die selbe Route mit nur einem Flug (codesharing). (vgl. Maurer (2003) S. 52-53) Der Passagier hat den Vorteil, die von ihm bevorzugte Fluggesellschaft zu wählen und somit ggf. sein Bonus- oder Vielfliegerprogramm zu nutzen. Es kann also festgehalten werden, dass die Fluggesellschaft durch die Kooperation in der Regel auch das Streckennetz erweitert. (vgl. o.V. (2011) Oxford S. 8) Für die Fluggesellschaft stellen Bonus- oder Vielfliegerprogramme darüber hinaus als Marketing-Instrument eine hervorragende Möglichkeit zur Kundenbindung dar.

Aviation Business Pauschaltourismus Kooperationen im Luftverkehr

Die Globalisierungstendenzen ermöglichen den Fluggesellschaften ebenfalls neue Einsparpotenziale: Ticketing, Abrechnung, Flugplanung, Masse-und-Schwerpunkt-Berechnung oder auch Flugzeug-Grundüberholungen werden ausgelagert bzw. zentralisiert und in Ländern mit hohen staatlichen Subventionen oder niedrigen Personalkosten durchgeführt. (vgl. von Wrangell (1998) S. 111-112)

Konsequenzen für Urlauber

Hinsichtlich der no-frills Strategie der Low-Cost-Carrier lässt sich feststellen, dass man auf Grund der andauernden Nachfrage nach Billigflügen auf eine stetige Akzeptanz beim Verbraucher schließen kann. Ergänzend lässt sich sagen, dass sich die diese Philosophie mittlerweile nicht nur auf die Luftfahrtbranche erstreckt, sondern auch Hotels oder Kreuzfahrtunternehmen entsprechende Low-Cost-Konzepte anbieten (z.B. MotelOne oder easyCruise). Daraus lässt sich schließen, dass sich die Ansprüche der Reisenden insofern verändert haben, dass sie bereit sind, für einen günstigen Preis auch teilweise erhebliche Abstriche beim Service zu akzeptieren. Der Preis ist am Ende entscheidend. (vgl. Kayser-Tilosen (2013) S. 11)

Jedoch nicht nur die Anspruchshaltung des Reisenden hat sich geändert, auch sein gesamtes Reiseverhalten ist einer Veränderung unterworfen. So geht der Trend im Augenblick eher zu einer höheren Reisehäufigkeit zu Lasten einer kürzeren Reisedauer. Städte-, Shopping- oder Wochenendreisen sind im Kommen. Mit den Veränderungen bei den Ansprüchen und des Reiseverhaltens geht auch ein geändertes Buchungsverhalten einher (z.B. Frühbucher, Last-Minute-Bucher, Online-Bucher). (vgl. Kayser-Tilosen (2013) S. 11)

Buchungsverhalten

Das Buchungsverhalten steht auch in engem Zusammenhang mit dem Umstand, dass der Reisende heute sehr gute Möglichkeiten hat, über das Internet verschiedene Urlaubsangebote zu vergleichen und direkt zu buchen. Er profitiert von günstigen Preisen und hat dabei noch den Vorteil, Flug und Hotel besser aufeinander abzustimmen. Die Möglichkeiten, über neue Vertriebswege Reisen zu buchen, beeinflusst auch die Entscheidungsfindung hinsichtlich Reiseziel und Buchungsart. (vgl. Gang Li (2008) S. 11) Verreisen ist heute auch im Rahmen einer Pauschalreise flexibler, individueller und auch spontaner möglich, als dies noch vor vielen Jahren der Fall war.

Konsequenzen für die Anbieter einer Pauschalreise

Der Anbieter ist hierbei der Reiseveranstalter als „Dienstleistungsproduzent“. (vgl. Luft (1996) S. 97) Am Beispiel des weltgrößten Touristikkonzerns TUI AG wird deutlich, wie weit die Globalisierungstendenzen gediehen sind. So bedient TUI mittlerweile nicht mehr nur den Reisemarkt, sondern tritt auch als Fluggesellschaft in Erscheinung. Mit sechs Tochtergesellschaften (TUIfly, TUIfly Nordic, Thomsonfly, Jetairfly, ArkeFly und Corsair) und insgesamt über 140 Flugzeugen werden europaweit Ferienziele angeflogen. Gleichzeitig ist TUI auch größter Ferien-Hotelier mit annähernd 250 Hotels in 24 Ländern. Darüber hinaus ist TUI auch auf dem Kreuzfahrtenmarkt aktiv (TUIcruises). (vgl. o.V. (2013) der TUI Konzern im Überblick, S. 9, 13, 15, 22)

Durch die steigende Anzahl von Onlinebuchungen können auch auf Seiten der Reiseveranstalter Kosten eingespart werden. (vgl. Luft (1996) S. 135)

Hinsichtlich der (Preis-) Gestaltung von Pauschalreisen sind nach wie vor All inklusive-Reisen sehr beliebt. Die Veranstalter setzen dabei zum Einen auf die Bequemlichkeit der Reisenden, und zum Anderen auf den Vorteil der besseren Kalkulierbarkeit. Mit letzterem Aspekt lassen sich vor allem Familien für eine All inclusive-Reise begeistern, da Urlaubsnebenkosten (Verpflegung, Freizeitgestaltung und Unterhaltung) in großen Teilen bereits inkludiert sind. (vgl. Feyer (2006) S. 206) Die Entwicklungen im Pauschaltourismus gehen somit eindeutig in Richtung größerer Angebotspakete.

Literaturverzeichnis zu Entwicklungen im Pauschaltourismus

    1. Feyer Dr./ W. (2006): Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie (Amazon-Link). 8. Aufl. München: Oldenbourg
    2. Feyer Dr./ W. (2009): Tourismus. 10.Aufl. Oldenbourg: Wissenschaftsverlag
    3. Grimm B./ Lohmann M./ Heinsohn K./ Richter C sowie Metzler D. (2009): Auswirkungen des demographischer Wandels auf den Tourismus und Schlussfolgerung für die Tourismuspolitik; geschrieben für das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie; abgerufen unter der Webadresse: http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/Studien/auswirkungen-demographischerwandel- tourismus-kurzfassung-deutsch,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf;
    4. Gunn, C. A. (1988): Tourism Plannin, 2nd edition. New York: Taylor and Francis zitiert nach Li, G. (2008): Aviation and Tourism: implications for leisure travel. Hampshire: Ashgate
    5. Kayser-Tilosen, J. (2013): Economic Insight. London: Commerzbank AG
    6. Kößler, T. (2002): Cost- oder Qualityleadership und andere strategische Alternativen für europäische Fluggesellschaften. Diplomarbeit an der Fachhochschule Frankfurt am Main
    7. Li, G./ Graham, A./ Papatheodorou, A./ Forsyth P. (2008): Aviation and Tourism: implications for leisure travel. Hampshire: Ashgate
    8. Luft, H. (1996): Grundlegende Tourismusbetriebslehre. Limburgerhof: FBV
    9. Maurer, P. (2003): Luftverkehrsmanagement. 3. Aufl. München: Oldenbourg
    10. o. V. (o. J.): European Comission (Hrsg.), Publikation E-Business Watch, abgerufen unter: http://ec.europa.eu/enterprise/archives/e-businesswatch/studies/case_studies/documents/Case%20Studies%202006/CS_SR08_Tourism_6-Ryanair.pdf
    11. o.V. (1990): EU-Richtlinie 90/314/EWG des Rates vom 13. Juni 1990 über Pauschalreisen; abgerufen unter: http://eurlex. europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:31990L0314:DE:HTML
    12. o.V. (2010): Statistik 2010. ADV – Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen; abgerufen unter: http://www.adv.aero/verkehrszahlen/archiv/statistiken2010/
    13. o.V. (2011): Economic Benefits from Air Transport in Germany. V1.2. Oxford: Oxford Economics
    14. o.V. (2012): Fact Sheet Ecenomic Benefits from Air Transport in Germany. Oxford: Oxford Economics
    15. o.V. (2013): LuftVG – Luftverkehrsgesetz. o.O.: Bundesministerium der Justiz.
    16. o.V. (2013): Fakten und Zahlen 2012 zum deutschen Reisemarkt. Berlin: Der deutsche Reiseverband
    17. o.V. (2013): Verbraucher Report 2013. Berlin: BDL – Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V., vergleiche: Statista: http://de.statista.com/themen/1342/reiseverhalten-der-deutschen/
    18. o.V. (2013): Der TUI Konzern im Überblick. Hannover, TUI AG
    19. Ruperti, F. (2012): Marketing von Low-Cost-Airlines (Link zu Amazon). München und Mering: Rainer Hampp
    20. Schäfers, E. (2012): Auf dem Weg zur Weltgesellschaft (Link zu Amazon). Göttingen: Cuvillier
    21. Wrangell, N. von (1999): Globalisierungstendenzen im internationalen Luftverkehr, Frankfurt am Main: Peter Lang

Quelle: Studienarbeit zu den Entwicklungen im Pauschaltourismus von Alexander Mietz, Studierender im Studiengang Aviation Business an der htw saar in Saarbrücken

Tourismussoziologie und Pauschaltourismus

Wenn Sie sich weitergehend mit den Entwicklungen im Pauschaltourismus befassen wollen, ist die Neuerscheinung von Kerstin Heuwinkel aus dem Jahr 2023 Tourimussoziologie (2. Auflage, verlinkt zu Amazon) sehr zu empfehlen. Oft wird der Tourismus nämlich nur aus der wirtschaftlichen Sicht betrachtet. Dabei wird vergessen, dass gerade (aber nicht nur) beim Pauschaltourismus verschiedene Gruppen miteinander agieren. Und dies gelingt nicht immer nur im positiven Sinn. Vielmehr ist das Reisen ein soziales Handeln von Besuchern, Besuchten und den jeweiligen Dienstleistern vor Ort. Das kann durchaus zu Konflikten führen, wenn sich einzelne Gruppen benachteiligt fühlen. Gerade kulturelle Konflikte sind manchmal nur schwierig zu verhindern. Wenn sich die Besucher zu wenig auskennen, welche Traditionen und Gepflogenheiten die Besuchten leben, führt dies möglicherweise auch zu falschen Eindrücken. Dann fühlen sich die Besuchten unverstanden, und die Besucher selbst wundern sich über das fremde Land. 

Die Autorin Kerstin Heuwinkel ist Inhaberin einer Professur an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Sie legt in dem Buch anschaulich dar, welche Auswirkungen das Miteinander im Urlaubsland auf die Betroffen und auf die Gesellschaft haben kann.