Die Rolle der Luftfahrt im Pauschaltourismus

Der Pauschaltourismus ist noch immer für die gesamte Luftfahrtbranche und für die Freizeitindustrie von großer Bedeutung, auch wenn zuletzt der Geschäftsverkehr wichtiger wird. Um zu ergründen, welche Rolle die Luftfahrt im Pauschaltourismus spielt, muss zuerst einmal festgehalten werden, dass die Luftfahrt als Beförderer als „Motor des Tourismus“ fungiert. Dabei stellt sie die Mobilität des Systems sicher. Während nach dem 2. Weltkrieg vorwiegend mit Bahn, Bus und dem Auto gereist wurde, setzte Mitte der 1960er Jahre bereits der Charterflugverkehr ein. Dadurch setzte sie eine erste Welle des Massentourismus in Gang. (vgl. Luft (1996) S. 23 ff.) Somit hat der Pauschaltourismus seine Geburtsstunde erlebt.

Aviation Business Pauschaltourismus Charter-Flugverkehr

Anzahl der beförderten Passagiere und ihr Reiseanlass

In Deutschland wurden im Jahr 2009 annähernd so viele Passagiere mit Wohnsitz in Deutschland wie Einwohner bewegt, nämlich 80 Millionen. Jedoch beinhaltet diese Zahl sowohl Flüge nach bzw. von Deutschland als auch innerdeutsche Flüge. (vgl. o.V. (2011) Oxford Economics, S. 4)

Dem aktuellen Verbraucherreport des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) zu Folge sind etwa 10% aller Flugreisen geschäftlich bedingt. Jedoch ist diese Zahl gemessen an Passagierbefragungen zum Reiseanlass mit Vorsicht zu genießen und dürfte in der Realität weitaus höher liegen. Dennoch wird deutlich, dass der Reiseanlass überwiegend privater Natur ist.  Und somit kommt dem „Freizeittourismus“ (Luft (1996) S. 17 und S. 169) eine große Bedeutung zu. (vgl. BDL (Hrsg.) (2013) S. 5)Luftfahrt

Preissensibilität der Passagiere im Pauschaltourismus

Der Report des BDL macht ebenfalls deutlich, wie preissensibel der Passagier ist. Denn von den 12 % Passagieren, die nicht zufrieden waren, würde nicht einmal die Hälfte höhere Ticketpreise akzeptieren, wenn dadurch ein besserer Service oder ein erhöhter Komfort geboten werden könnte. (vgl. BDL (Hrsg.) (2013) S. 11)

Der Ticketpreis wird u.a. bestimmt durch die schwankenden Energiepreise (vgl. Gang Li (2008) S. 10-11), aber auch durch Steuern (z.B. Kerosinsteuer, Luftverkehrsabgabe). (vgl. Ruperti (2012) S. 91) Vor allem spielen natürlich die laufenden Kosten aus dem Geschäftsbetrieb eine große Rolle.

Allerdings ist anzumerken, dass seit den 1970ern die Ticketpreise u.a. auch auf Grund der Konkurrenzsituation im Luftverkehr stetig gefallen sind. Dabei wurde diese Entwicklung im Besonderen auch durch die verstärkte Marktpräsenz der Low-Cost-Carrier befeuert. Auf diese soll nachfolgend noch näher eingegangen werden. (vgl. o. V. (2012) Fact Sheet Ecenomic Benefits from Air Transport in Germany sowie Gang Li (2008) S. 11)

Charterflug vs. Linienflug

Während der Fluglinienverkehr nach dem Luftverkehrsgesetz (LuftVG) eine „gewerbsmäßig durch Luftfahrzeuge öffentlich und regelmäßig“ durchgeführte Beförderung darstellt, hat der Charterverkehr als Form des Luftverkehrs heute nur noch eine geringe begriffliche Bedeutung. Dies geht auf die Aufhebung der verkehrsrechtlichen Trennung innerhalb der EU im Jahre 1993 zurück. Diese sorgte dafür, dass sich die starre Unterteilung im Laufe der vergangenen 20 Jahre immer weiter aufgelöst hat. Deshalb fließen heute beide Bereiche ineinander über („Touristikfluggesellschaften“ / „touristischer Linienflug“). (vgl. Maurer (2003) S. 9)

Low-Cost-Carrier

Bereits Ende der 1970er Jahre kamen bei Fluggesellschaften erste Tendenzen auf, mit Hilfe eines reduzierten Services („no frills“ – kein Schnickschnack) besonders günstige Tickets anbieten zu können. (z.B. Laker Airways 1977, Barniff 1979, Virgin Atlantic und People Express 1983) Diese Strategie hatte zum Ziel, die Marktposition zu verbessern. (vgl. Kößler (2002) S. 71) Vor allem heute haben die sogenannten Low-Cost-Airlines, Low-Cost-Carrier oder Billigflieger regen Zulauf. In der Folge sagen sich etablierte Gesellschaften ebenfalls veranlasst, mit Tochtergesellschaften dieses Passagiersegment zu bedienen.

Um günstige Tarife anbieten zu können, werden dabei alle Einsparungspotenziale genutzt: angefangen beim Ticketvertrieb, über die Flugzeugausstattung bis hin zur Bordverpflegung, dem Personal und der Reinigung. Beispielsweise erfolgten im Jahr 2005 mehr als 98% aller Buchungen von Ryanair über das Internet. (vgl. o. V. (o. J.) European Comission (Hrsg.)) Darüber hinaus werden oftmals kleinere Flughäfen angeflogen, da diese niedrigere Gebühren erheben. (vgl. Maurer (2003) S. 40 ff.). Somit übernehmen auch Billigflieger ihre Rolle im Pauschaltourismus.

Literaturverzeichnis zum Pauschaltourismus

    • Feyer Dr., W., 2006: Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie. 8. Auflage München: Oldenbourg
    • Feyer Dr., W., 2009: Tourismus. 10. Auflage Oldenbourg: Wissenschaftsverlag
    • Grimm B., Lohmann M., Heinsohn K., Richter C., Metzler D., 2009: Auswirkungen des demographischer Wandels auf den Tourismus und Schlussfolgerung für die Tourismuspolitik. Erstellt für das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Verfügbar unter: http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/Studien/auswirkungen-demographischerwandel- tourismus-kurzfassung-deutsch,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf;
    • Gunn, C.A., 1988: Tourism Plannin, 2nd edition. New York: Taylor and Francis zitiert bei Li, G., 2008: Aviation and Tourism: implications for leisure travel. Hampshire: Ashgate

Weitere Quellen zum Pauschaltourismus:

    • Kayser-Tilosen, J., 2013: Economic Insight. London: Commerzbank AG
    • Kößler, T., 2002: Diplomarbeit Cost- oder Qualityleadership und andere strategische Alternativen für europäische Fluggesellschaften. Frankfurt am Main: Fachhochschule Frankfurt am Main
    • Li, G., Graham, A., Papatheodorou A., Forsyth P., 2008: Aviation and Tourism: implications for leisure travel. Hampshire: Ashgate
    • Luft, H., 1996: Grundlegende Tourismusbetriebslehre. Limburgerhof: FBV
    • Maurer, P., 2003: Luftverkehrsmanagement. 3. Auflage München: Oldenbourg
    • o. V. (o. J.), European Comission (Herausg.), Publikation E-Business Watch, verfügbar unter: http://ec.europa.eu/enterprise/archives/e-businesswatch/studies/case_studies/documents/Case%20Studies%202006/CS_SR08_Tourism_6-Ryanair.pdf
    • o.V., 1990, EU-Richtlinie 90/314/EWG des Rates vom 13. Juni 1990 über Pauschalreisen. Verfügbar unter der Webadresse: http://eurlex. europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:31990L0314:DE:HTML
    • o.V., 2010, Statistik 2010. ADV – Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen; verfügbar unter der Webadresse: http://www.adv.aero/verkehrszahlen/archiv/statistiken2010/
    • o.V., 2011, Economic Benefits from Air Transport in Germany. V1.2. Oxford: Oxford Economics
    • o.V., 2012, Fact Sheet Ecenomic Benefits from Air Transport in Germany. Oxford: Oxford Economics
    • o.V., 2013, LuftVG – Luftverkehrsgesetz. o.O.: Bundesministerium der Justiz.
    • o.V., 2013, Fakten und Zahlen 2012 zum deutschen Reisemarkt. Berlin: Der deutsche Reiseverband
    • o.V., 2013, Verbraucher Report 2013. Berlin: BDL – Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V., vergleiche o.V.: Internetseite Statista: http://de.statista.com/themen/1342/reiseverhalten-der-deutschen/
    • o.V., 2013. Der TUI Konzern im Überblick. Hannover: TUI AG
    • Ruperti, F., 2012, Marketing von Low-Cost-Airlines (Amazon-Link). München und Mering: Rainer Hampp
    • Schäfers, E., 2012, Auf dem Weg zur Weltgesellschaft. Göttingen: Cuvillier
    • von Wrangell, N., 1999, Globalisierungstendenzen im internationalen Luftverkehr. Frankfurt am Main: Peter Lang

Quelle: Semesterarbeit von Alexander Mietz, Studierender im Studiengang Aviation Business an der HTW des Saarlandes